Bruno Koller,
9‐Dan Karate/ 3‐Dan Kendo,
IJKAS Chiefinstructor,
IJKA European Chiefinstructor
(1949 ‐ 2018, R.I.P.)
Ich wurde 1949 in Appenzell geboren. Meine Jugendzeit war geprägt von Skirennfahren und extremem Alpinismus.Den ersten Kontakt mit Karate hae ich 1968 in Luzern im Dojo von Peter Von Rotz. Dort trainierte ich während meiner Lehrzeit Kyokushinkai Karate. Nach dem Lehrabschluss arbeitete ich mit meiner Frau als Skilehrer in St. Moritz, wo ich auch mein erstes Karate‐Dojo eröffnete. Im Sommer 1975 zog es mich mit Frau und Sohn Giosuel nach Japan, um Karate am Ursprungsort zu erlernen.
Während zwei Jahren trainierte ich in Sendai täglich Karate, Kendo und Iaido. In dieser Zeit wechselte ich vom Kyokushinkai zum Shotokan Karate, da mein Lehrer Yuji Sato, Chefinstruktor von Nordjapan, Shotokan Karate unterrichtete. Familie Sato ist meine japanische Familie geworden, wo ich jederzeit herzlich willkommen war.
In Sendai hae ich sehr o Kontakt zu Shoji Sensei, dem Lehrer meines Lehrers. Nach 2 Jahren täglichem hartem Training (es waren selten weniger als 7 Stunden pro Tag) schickte mich mein Lehrer nach einem Test im Sendai‐Budokan (ich musste gegen jeden kämpfen und verlor keinen einzigen Kampf) ins Instruktorentraining nach Tokyo. Eine Woche sollte ich im Honbu‐Dojo Tokyo mit den höchsten Instruktoren Japans (Nakayama, Asai, Shoji, Mori,…) unter härtesten Herausforderungen hinter verschlossenen Türen durchhalten. Hier erlebte ich die wahre Realität des Karate. Nach dieser äusserst harten Trainingswoche kehrte ich erleichtert zu Familie und Freunden nach Sendai zurück.
Von Yuji Sato Sensei und Shoji Sensei lernte ich in diesen zwei Jahren ein kravolles Kihon und eine saubere Basis des Shotokan Karate auf sehr hohem Niveau. Ich bin ihnen noch heute sehr dankbar für diese harte Grundschule.
Als 2. Dan in Karate und in Kendo kehrte ich 1977 mit meiner Familie in die Schweiz zurück. Im Oktober des gleichen Jahres eröffnete ich in Luzern das Senbukan Dojo. Das Senbukan Dojo war während der nächsten 30 Jahren zu einer der bekanntesten und erfolgreichsten Karateschulen geworden. Das Dojo hae viele Schüler (in Bestzeiten über 200), aus welchen ich mehrere Europameister hervorbrachte.
Immer wieder reiste ich nach Japan, um mit den besten der Welt zu trainieren und mich weiterzubilden.
So entwickelte ich ein starkes Beziehungsnetz zwischen Japan und der Schweiz, welches mir ermöglichte, zum 10‐jährigen Bestehen des Senbukan Dojo einen zweitägigen Event im Kunst‐ und Kongresshaus Luzern (KKL) zu organisieren. Die höchsten und berühmtesten Künstler aus Japan waren in Luzern, um zu zeigen, wie die Kampünste (Karate, Kendo, Iaido, Kyudo, Judo, Jiu‐Jitsu, Aikido) sowie die musischen und bildenden Künste (Shakuhachi, Shamisen, Koto, Taiko, Shodo, Ikebana, Jiutamai) ef im Zen‐ Buddhismus verankert sind.
Im Karate wurde ich immer wieder für die grössten internaonalen Wekämpfe selekoniert und habe grosse Erfolge zu verzeichnen, von welchen ich hier nur die wichtigsten erwähnen möchte:
1980 Karate WM, Bremen ‐ hier war ich als erster Europäer unter „the best eight“
1983 Karate WM, Ägypten
1993 Karate WM, Südafrika ‐ 3. Platz Kata/ 5. Platz Team‐Kata
1994 IJKA Karate EM, Burmingham ‐ 1. Platz Kata/ 1. Platz Kumite
1996 1. Asai‐Cup, Russland ‐ 1. Platz Kumite
1997 2. Asai‐Cup ‐ habe ich als Organisator in die Schweiz gebracht.
Als Nakayama Sensei unerwartet starb, war ich zwei Jahre ohne Verbandszugehörigkeit. Eine Einladung von Asai Sensei kam für mich in dieser Zeit der Führungslosigkeit wie eine Erlösung. Dies war der Moment weiterzugehen, um mein Karate zu optimieren. Dieser Entscheid war auch ein politischer und hat mir Tür und Tor geöffnet.
Von Asai Sensei bekam ich alles. Unabhängig von Status, Herkunft und Hautfarbe hat er Karate gelehrt und weitergegeben. Daraus entstand eine äusserst starke und fruchtbare Karatebeziehung.
Nach dem viel zu frühen Tod von Asai Sensei verkaufte ich das Senbukan Dojo einem ehemaligen Schüler und übersiedelte mit meiner zweiten Frau nach Asien, um mit Frau Asai und den Asai treuen Instruktoren in Japan und Taiwan die IJKA als internationalen Asai-Karate-Verband zu stabilisieren und weiter aufzubauen.
Nach zwei Jahren kehrte ich wieder in die Schweiz zurück und eröffnete zusammen mit meiner Tochter Selina die Budoschule Luzern. Alle meine Medaillen und Cups habe ich an die begeisterte Karatejugend verteilt, denn der Fokus hat sich mit dem Alter und den Erfahrungen verändert. Es gilt vorwärts zu schauen, Karate hart und selbstkrisch zu trainieren und auch zu studieren, damit der nächsten Generation ein lebendiges Karate weitergegeben werden kann.
Bruno Koller, 9. Dan Karate/ 3. Dan Kendo (geschrieben 2009)