Budoschule Luzern
Senbukan

Zum Andenken an Tetsuhiko Asai

Zum Andenken an Tetsuhiko Asai,
Sensei – Karate no kamisama

Leider ist Asai Sensei viel zu früh von uns gegangen. Das Internet ist zwar voll von Berichen über ihn. Trotzdem möchte ich hier ein paar ganz persönliche Eindrücke festhalten:

Ich lernte Asai Sensei in Jahre 1983 kennen, als ich in Tokyo den Instruktorenkurs besuchte. Die Begegnung mit ihm, und seine speziellen Karatetechniken beeindrukten mich so sehr, dass ich trotz grosser Skepsis – wir waren körperlich total verschieden – zu seiner Gruppe wechselte. Was daraus entstand war grossartig, ja unglaublich!

Seine Impulse haben mein Karate sehr verändert und stark verbessert. Asai Sensei hat es so formuliert:

Shotokan Karate ist für eine fundierte Basis unabdingbar.

Darauf kann man Techniken aufbauen und weiterentwickeln. Wenn man älter wird kann man mit harten Techniken die Gelenke überlasten. Deshalb müssen die Bewegungen weicher, flüssiger und dadurch schneller und noch wirksamer werden. 

Ich bin heute 61 und wenn ich Karate mache fühle ich mich um 40 Jahre jünger. Asai’s Impulse haben mein Karate in grossartiger Weise beeinflusst. Alle grossen Meister haben das Karate verändert. Solange diese Entwicklung stattfindet bleibt Karate lebendig.

Asai | Budoschule Luzern - Senbukan

Persönliche Erinnerungen:

Er war ein grossartiger, korrekter und fairer Instruktor. Unabhängig von Status, Herkunft und Hautfarbe hat er Karate gelehrt und weitergegeben.

Was ihn am meisten auszeichnete: Er hat wenig gesprochen, war mit sich selbst am strengsten, stand zeitlebens jeden Morgen um 05.00 Uhr auf und trainierte, um immer einen Vorsprung auf die anderen zu haben, denn er wollte der beste Karatelehrer sein. Und trotzdem sagte er jeweils:

I’m no master, I’m every day student

Asai Sensei war tatsächlich ein wahrer Meister seines Fachs und ein absolutes Vorbild!

Einige unvergessliche Episoden:

Durch seine Mehrsprachigkeit entstanden oft lustige Missverständnisse. So erzählte er mir, als er ganz begeistert aus Brasilien zurückkehrte, er hätte ein 600 kg grosses Steak gegessen. Als ich ihn fragte, ob er wirklich einen ganzen Ochsen verspiesen hätte, korrigierte er sich lachend. Es war in Wirklichkeit ein 600 gr. schweres Steak.

Ein andermal fragte ich ihn anlässlich eines Camps in der Schweiz, was er denn am liebsten essen würde. Er sagte: “Hondu”. Schliesslich stellte sich heraus, dass er gerne Fondue hätte.

Eine typische unvergessliche Episode ereignete sich in Dublin, Irland. Morgens um 03.00 Uhr klopfte er an meine Zimmertür. “Aufstehen, Kaffee trinken!” rief er. Bevor es Kaffee gab unterrichtete er ein neues Kata (Khakuyoku-sandan). Danach liess es sich der Chef nicht nehmen eigenhändig Kaffe zu kochen. Wir haben uns dann bis zum Morgengrauen über Karate unterhalten. Das war Asai Sensei pur!

Text: Bruno Koller