Budoschule Luzern
Senbukan

GESCHICHTE

Karate | Budoschule Luzern - Senbukan

Oktober 1977- Juni 2009 Senbukan Luzern

Karate | Budoschule Luzern - Senbukan

seit Juni 2009 Budoschule Luzern

Karate Kriens Luzern Budoschule Luzern - Senbukan

seit Januar 2018 Budoschule Luzern – Senbukan

Geschichte Schule:

Meine Eltern, Bruno (9. Dan Karate, 3.Dan Kendo) und Helen Koller (2. Dan Kendo) erlernten Karate,  Kendo und Iaido in Japan, wo sie 1975 bis 1977 mit ihrem ersten Kind (mein Bruder Giosuel) lebten. Zurück aus Japan gründeten sie die berühmte „Senbukan Karateschule Luzern“ im Jahre 1977, welches gleichzeitig mein Geburtsjahr ist. Die Karateschüler lernen das traditionelle Shotokan Karate, später mit den Erweiterungen des legendären Karatepioniers Tetsuhiko Asai. Die Kendoschüler lernen traditionelles Kendo. Eine Zeit lang wurde auch traditionelles Iaido unterrichtet. Wir Koller-Kinder (Sara, Selina, Giosuel) trainierten von Klein auf in der Karate Kindergruppe mit. In Bestzeiten zählte das Dojo unserer Eltern gegen die 300 Schüler, aus welchen unser Vater Bruno Koller im Shotokan Karate während der folgenden 30 Jahre mehrere Europameister hervorbrachte.
Kendo erlernten meine Eltern beide in Sendai von Kyoshi Shime Sensei und von Horigome Sensei, welcher im Mito-Dojo Kendo lehrte. Das Mito-Dojo war ursprünglich eine alte Samuraischule und blickt auf eine 300 jährige Tradition zurück.
Karate erlernte mein Vater in Sendai bei Yuji Sato Sensei (Shotokan Karate Chefinstruktor von Nordjapan) und bei dessen Lehrer Hiroshi Shoji Sensei, sowie bis heute als einziger Schweizer und Europäer im Instruktorentraining im Hauptdojo von Tokyo bei den Gründern und Top-Leadern der JKA (u.a. Masatoshi Nakayama SenseiTetsuhiko Asai Sensei, Hiroshi Shoji Sensei, Mori Sensei,…). Weiteres dazu finden Sie in meines Vaters Biografie.
Von Yuji Sato Sensei und Shoji Sensei lernte Bruno Koller in diesen zwei Jahren ein kraftvolles Kihon und eine saubere Basis des Shotokan Karate auf sehr hohem Niveau. Jedes Jahr reiste mein Vater nach Japan zurück, um mit den besten der Welt zu trainieren und sich weiterzubilden. So entwickelte meine Familie ein starkes Beziehungsnetz zwischen Japan und der Schweiz. Dies ermöglichte uns im Jahre 1987, zum 10‐jährigen Bestehen der Senbukan Schule, einen zweitägigen Event im Kunst‐ und Kongresshaus Luzern (KKL) zu organisieren. Alle Tickets waren ausverkauft. Die höchsten und berühmtesten Künstler aus Japan waren in Luzern, um zu zeigen, wie die Kampfkünste (Karate, Kendo, Iaido, Kyudo, Judo, Jiu‐Jitsu, Aikido) sowie die musischen und bildenden Künste (Shakuhachi, Shamisen, Koto, Taiko, Shodo, Ikebana, Jiutamai) tief im Zen‐ Buddhismus verankert sind.
Im Karate wurde Bruno Koller immer wieder für die grössten internationalen Wettkämpfe selekoniert und hatte grosse Erfolge zu verzeichnen, von welchen hier nur gerade seine wichtigsten davon aufgeführt sind: 1980 Karate WM, Bremen ‐ best 8, 1983 Karate WM, Ägypten, 1993 Karate WM, Südafrika ‐ 3. Platz Kata/ 5. Platz Team‐Kata, 1994 IJKA Karate EM, Burmingham ‐ 1. Platz Kata/ 1. Platz Kumite, 1996 1. Asai‐Cup, Russland ‐ 1. Platz Kumite, 1997 2. Asai‐Cup ‐ hat Bruno Koller als Organisator in die Schweiz gebracht.
Nach dem Tod von Nakayama Sensei (1987) war mein Vater zwei Jahre ohne Verbandszugehörigkeit. Eine Einladung von Asai Sensei kam für ihn in dieser Zeit der Führungslosigkeit als eine Erlösung. Dieser Entscheid hatte ihm Tür und Tor geöffnet. Von Asai Sensei bekam er alles und wurde zu dessen Lieblingsschüler Nr.1. Asai Sensei gründete zusammen mit meinem Vater Bruno Koller und mit Kato Sadashige 1989 den Karate-Verband IJKA, welchem wir noch heute angehören.
Nach dem Tod von Tetsuhiko Asai Sensei im Jahre 2006 hatte mein Vater Bruno Koller die unermesslich grosse Ehre, an der Beerdigung seines Lehrers Asai Sensei in Japan die Grabrede halten zu dürfen. Es war ihm eine grosse Ehre, an dem Begräbnis, als erste Person aus Asai Senseis Kravatten eine auswählen zu dürfen. 2007 verliess mein Vater die Schweiz und trainierte in Taiwan, Japan und Thailand. Um gehen zu können, verkaufte er die Senbukan Schule kurzerhand an einen seiner Schüler, welcher anschliessend leider zu einer anderen Organisation wechselte. Mein Bruder Giosuel eröffnete im gleichen Jahr des Wegzugs meines Vaters, im Januar 2007 seine eigene Karateschule in Rothenburg und nennt seine Schule “Kollers Karate-Dojo”, den Namen hat er von meinem Vater für seine Schule erhalten. Ich trainierte nach Wegzug meines Vaters weiter in der verkauften Senbukan Schule in der Kendo-Gruppe, der höchste Schüler war mit der Trainingsleitung verpflichtet. Die Kendo-Gruppe funktionierte unabhängig in der Senbukan Schule weiter, und blieb in der ursprünglichen Verbandszugehörigkeit bestehen. Jedes Jahr kehrte mein Vater im Frühling in die Schweiz zurück, um das internationale Karate-Seminar, das «Asai Camp» zu leiten, welches heute Master Asai und Bruno Shihan Memorial Camp heisst, und alle 2 Jahre stattfindet. Gleichzeitig haben wir jährlich auch ein dojointernes Kendo-Camp mit meinem Vater durchgeführt, um mit ihm weiterhin trainieren zu können. Aufgrund der Geburt meines Halbbruders Laurin Anfang 2009, sowie wegen gesundheitlichen Schwierigkeiten, kehrte mein Vater Bruno Koller im Mai 2009 wieder in die Schweiz zurück, um zu bleiben. Das erste halbe Jahr nach seiner Rückkehr lebten seine Familie und meine Familie zusammen im Haus in Geuensee. Mein Vater und ich machten umgehend einen Neuanfang der Trainings der ehemaligen Karate- und Kendoschule Senbukan als “Budoschule Luzern” (Neuer Name weil der Name Senbukan leider besetzt war infolge des Verkaufs der Schule 2006). Im alten Dojo, welches unterdessen ein weiteres Mal weiterverkauft wurde an einen anderen ehemaligen Schüler meines Vaters, bekamen wir leider keine Möglichkeit, uns für unsere Trainings einzumieten. So fanden unsere ersten Trainings in der Turnhalle der Montessori-Schule in Luzern statt. Mein Vater Bruno Koller unterrichtete Karate in der einen Turnhallenhälfte, in welcher auch mein Lebenspartner Guido Fessler und mein Bruder Giosuel Koller mittrainierten, während ich in der anderen Hallenhälfte gleichzeitig die Kendo-Gruppe unterrichtete. Die Schule wurde von Grund auf neu aufgebaut und blühte als Familienbetrieb wieder neu auf. Wegen diagnostizierter Demenzerkrankung meines Vaters im gleichen Jahr übernahm ich 2010 offiziell die Schulleitung, unter Mithilfe meines Partners Guido Fessler. Ein Jahr darauf bauten wir wieder ein eigenes Dojo neben dem Bahnhof Luzern in einem Lagerraum der SBB an der Güterstrasse 6, damit wir alle täglich und jederzeit trainieren können, und damit mein Vater (als Chefinstruktor der IJKA Europa) wieder ein eigenes Dojo hat. Damit war auch die von uns gewünschte Trainingsatmosphäre wieder präsent, die eine Turnhalle niemals bieten kann. Das Dojo wurde traditionell japanisch eingerichtet. Passende Untermieter hatten den Weg zu uns gefunden, und bald waren alle Abende gefüllt mit eigenen Trainings (Kendo, Karate) oder mit eingemieteten Kampfkunstgruppen (Kobudo, Haidong Gumdo, Wushu, Shaolin Kung Fu), sowie neu mit dem Japanisch Sprachunterricht.
Nach einiger Zeit engagierten wir im Karate 2 Assistenztainer, Schüler meines Vaters die nicht in unserem Dojo trainierten (darunter auch mein Bruder Giosuel), um die Karatetrainings zu leiten, weil die Leitung eines Trainings für meinen Vater infolge seiner Erkrankung zunehmends schwieriger wurde. Wegen Unstimmigkeiten wechselten wir im Karate nach einem weiteren Jahr von den beiden Assistenztainer zurück auf unsere «Zanshin-Spirit»-Karategruppe. In dieser war jeweils der höchste anwesende Schüler zuständig war, das Training zu leiten. Mein Vater war in jedem Karate- und in jedem Kendotraining dabei, ungeachtet wie schwierig es mit seiner Demenzerkrankung war und wurde. In dieser Zeit ist auch Stefan Mäder (6-Dan Kendo) zu uns nach Luzern gezogen und hat die Trainingsleitung im Kendo zu einem Teil übernommen. Seine Frau Fuyumi Mäder war unsere erste Japanischlehrerin. Nach mehreren Jahren mussten uns die beiden leider des Berufes wegen wieder verlassen, jedoch sind wir weiterhin in Kontakt und besuchen uns zeitweilig gegenseitig um zusammen zu trainieren. Bald konnten wir auch den alten Namen “Senbukan” wieder zurück erhalten, da der besagte Schüler an seinem 2. Standort auf einen anderen Namen wechselte. Mein Vater Bruno Koller hatte den Namen “Senbukan” von seinem ersten japanischen Karate-Lehrer Yuji Sato Sensei 1977 als Geschenk erhalten, um seine Schule, die er nach der Rückkehr in der Schweiz eröffnete, damit zu benennen. “Senbukan” heisst übersetzt “Haus für hohe Krieger/Kämpfer”. Wir sind sehr froh, das wichtige Geschenk wieder zurück zu haben, und heissen seit da wieder “Budoschule Luzern – Senbukan”.
Leider ist mein Vater am 30. April 2018 viel zu früh, im Alter von 69 Jahren, verstorben. Seine Gedenkfeier haben wir in unserem Dojo abgehalten. Mein Vater wurde im Anzug, den er von Asai Sensei geschenkt bekommen hatte, und mit der Kravatte welche er sich an Asai Senseis Begräbnis auswählen durfte, bestattet. Sein Grab ist in den Appenzeller Bergen (Appenzell ist sein Heimatort), so wie er es sich gewünscht hatte.

Das alte Lager-Gebäude der SBB, in welchem unser Dojo 8 1/2 Jahre Bestand hatte, musste leider Anfang April 2020 der Grossüberbauung Rösslimatt weichen. Es wurde abgerissen, und mit ihm unser schönes Dojo. Wir waren gezwungen umzuziehen. Im letzten Augenblick fanden wir die geeignete Räumlichkeit für unser neues Dojo in der Sternmatt 6 in Kriens. Gleichzeitig mit dem Umzug fand eine Schulvergrösserung statt. Das neue Dojo in Kriens umfasst 2 grosse Trainingsräume, ein kleines Schulzimmer für den Sprachunterricht, sowie einen Aufenthaltsraum/ Cafeteria. Die “Budoschule Luzern – Senbukan” ist mit dem Umzug zum asiatischen Kultur- und Kampfkunstzentrum herangewachsen mit einem breiten Angebot an asiatischen vorwiegend japanischen Kampfkünsten (Karate, Kendo, Kobudo, Haidong Gumdo, Aikido, Sumo) und japanischen Kulturellen Kursen und Veranstaltungen (Ikebana, Shodo, Japanisch Sprachunterricht).

Mein Lebenspartner Guido Fessler trainierte langjährig intensiv Karate im Training meines Vaters Bruno Sensei und übernahm 2018, nach dessen Tod, die Trainingsleitung im Karate. Guido Fessler ist seit dem Jahr 2000 mein Partner und der Vater unserer gemeinsamen Kinder Erik, Jvar und Lars. Guido ist Captain des Schweizer Karate Nationalteams im Karate-Verband IJKA. Jedes Jahr reist er nach Taiwan, um im Hauptdojo der IJKA, dem Sohonbu Dojo Taiwan, intensiv Karate zu trainieren. Als Kind war Guido im Judotraining wo er später auch als Assistenztainer tätig war. Ich selber, Selina Koller, trainiere langjährig intensiv Kendo und bin seit 2009 Mitglied des Schweizer Kendo Nationalkaders. Seit Mitte 2019 bin ich Captain des Schweizer Kendo Ladies Team. Alljährlich nehme ich teil an Europa- und Weltmeisterschaften. Unser grösster Erfolg als Ladies Team war der 3. Platz an den Kendo-Europameisterschaften in Belgrad 2019. Jedes Jahr reise ich nach Japan, um Kendo im Ursprungsland zu trainieren. Seit 2016 ist auch unser ältester Sohn Erik Mitglied des Schweizer Kendo Nationalkaders, sowie auch die jüngeren Söhne Jvar und Lars trainieren in diese Richtung. Karate trainierte ich als Kind langjährig, zusammen mit meinen Geschwistern, im Training meines Vaters. Nach einer längeren Pause habe ich das Karatetraining im Erwachsenenalter wiederaufgenommen.
Auch nach Bruno Kollers leider viel zu frühem Tod 2018 lebt unser Familien-Herzstück “Budoschule Luzern – Senbukan” mit viel Dynamik und Energie weiter. Mit unseren regelmässigen Trainingsaufenthalten in Taiwan (Karate) und in Japan (Kendo), sind fortwährend in der Budoschule Luzern – Senbukan qualitativ hochstehende Trainings und die Vermittlung der ursprünglichen, unverfälschten Kampfkunst garantiert. 

Meine Mutter, Helen Koller, ist zusammen mit meinem Vater Gründerin der Senbukan Karate- und Kendo-Schule im Jahre 1977. Sie hat 1975 – 1977, wie oben beschrieben, in Japan gelebt, trainiert und gearbeitet. In Japan hat sie den 2. Dan im Kendo erreicht und anschliessend in der Schweiz Kendo trainiert und unterrichtet. Sie hat für die Senbukan Schule stets viel organisatorische Arbeit insbesondere für Events und Wettkämpfe übernommen und tat dies über Jahrzehnte zuverlässig und mit enormem Engangement. Damit hat sie entscheidend zum Erfolg der Schule und deren Existenz beigetragen. In der Zeit in Japan hat Helen Koller auch Ikebana sowie weitere kulturelle Künste (Jutamai, …) kennengelernt. Sie wurde privat von Sensei Akiyama Chiyoko Meikyo in Ikenobo unterrichtet und erhielt das Kasho Diplom (Lehrerassistentin). Meine Mutter praktiziert Ikebana regelmässig und besucht auch in der Schweiz Ikenobo Weiterbildungskurse. Helen Koller erlernt die japanische Tuschemalerei Sumi-e in der Schweiz bei der renommierten jap. Künstlerin Sanae Sakamoto, und erhält von ihr den Künstlernamen „Kô-mei“ (Strahl der Sonne). Stets fasziniert war Helen Koller vom japanischen Bambusflötenspiel Shakuhachi und nahm darin Fernunterricht bei ihrem japanischen Lehrer Ootomo Sensei.  Meine Mutter, Helen Koller, wurde 2020 mit dem Wechsel in die neue Lokalität in Kriens und der Vergrösserung der Schule, offiziell unsere Präsidentin und Kulturbeauftragte.

Text 2020, Selina Koller