Ikebana Luzern, Ikebana Kriens, Budoschule Luzern – Senbukan

Das Rikka: Es entwickelte sich aus dem Tatehana, einer Arrangierform des buddhistischen Blumenopfers, das ab dem 15. Jahrhundert gepflegt wurde. Bis ca. 1700 war es aus sieben Hauptlinien aufgebaut, seit ca. 1800 besteht es aus neun Hauptlinien, jede unterstützt von weiteren Nebenlinien. Es stellt eine idealisierte Landschaft dar, wofür umfangreiche Regeln entwickelt wurden. Diese betreffen Charakter der Linien, Länge, Materialkombinationen, Einsteckpunkte im Kenzan oder Komiwara (Strohbündel), Abgangsposition und -winkel von der Mitte usw. und sind nur durch regelmäßiges und mehrjähriges Üben zu meistern. Rikka sind gedacht für zeremonielle Anlässe und Ausstellungen. Sie sind zumeist sehr groß und ihr Aufbau erfordert höchste technische, formelle und künstlerische Fähigkeiten. Rikka wird von einigen kleineren Ikebana-Schulen und vor allem von der Ikenobo-Schule geübt, in der auch die neueste Form, das Rikka shimputai entwickelt wurde (vorgestellt 1999).

Das Chabana: Ist ein zierliches Arrangement zur Teezeremonie, das die Natur derselben zum Gast bringen soll. Das Chabana hat zwei Linien, wobei die eine zum Gast zeigt, die andere zum Gastgeber. Es hat eine einfache, natürliche Anordnung, wird meist mit einem Zweig- und einem Blumenmaterial arrangiert, kann aber auch aus einem Material gearbeitet sein. Idealerweise soll die Farbe des Kimonos des Gastes ebenfalls berücksichtigt werden, weshalb sich der Gastgeber danach im Vorhinein erkundigen darf.

Das Shoka: Als vereinfachte Form aus dem Rikka entstanden, besteht es aus den drei Hauptlinien Shin, Soe und Tai mit einigen Hilfslinien. Das Arrangement hat einen gemeinsamen Fuß, alle Linien müssen direkt hintereinander in den Kenzan oder den Kubari (Fixierung mit Zweigstückchen) gesteckt werden, von wo sie sich nach bestimmten Regeln auffächern. Unterschieden wird zwischen klassischem und modernem Shoka. Ein klassisches Shoka wird mit wenigen Ausnahmen nur mit einem, höchstens zwei Materialien gearbeitet. Das Material muss ursprünglich aus Japan stammen, es sind nur klassische Gefäße erlaubt und die Blumenhalterung muss mit alter Technik erfolgen. Ein modernes Shoka erlaubt drei Materialien, jedes Material, jedes geeignete Gefäß und den Kenzan als Befestigungstechnik.

Das Nageire: Entstanden aus dem Chabana. Wird in einer Vase gearbeitet und hat die drei Hauptlinien Shin, Soe und Tai. Das Pflanzenmaterial wird mit Kubari (Blumenhalter aus Zweigstücken) dermaßen in der Vase befestigt, dass sich die Linien frei über der Wasserfläche erheben. Shin und Soe dürfen dabei keinesfalls den Vasenrand berühren. Die Spitzen der drei Hauptlinien sollen ein ungleichmäßiges Dreieck bilden. Als Materialien haben sich Zweige für Shin und Soe und Blumen für den Tai bewährt, wobei weitere florale Materialien hinzugefügt werden können. Als Unterformen unterscheidet man zwischen der hängenden Form („suitai“: Spitze des Shin reicht unter den Vasenrand), der geneigten Form („shatei“: Shin bildet zum Vasenrand einen Winkel von bis zu 60 Grad) und der aufrechten Form („chokutai“: Shin bildet zum Vasenrand einen Winkel über 60 Grad).

Das Moribana: Entstand aus dem Landschaftsarrangement der Ohara-Schule. Wird in flachen Schalen gearbeitet, zur Befestigung der Pflanzen in der Schale dient der Kenzan. Jedes Pflanzenmaterial ist erlaubt. Wie das Nageire hat es die Linien Shin, Soe und Tai und kann ebenfalls wie das Nageire in den Formen chokutai (aufrecht), shatei (geneigt) oder suitai (hängend) gearbeitet werden. Sonderformen des Moribana sind das Shimentai und das Morimono. Das Shimentei ist die einzige Ikebana-Form, die nach allen Richtungen durchgearbeitet ist und von allen Seiten betrachtet werden kann. Ursprünglich wurde sie in der Ohara-Schule entwickelt, später auch in der Sogetsu-Schule. Das Morimono ist ein Arrangement der Ohara-Schule in flachen Schalen oder Körben. Ein Element sind geerntete Früchte oder Gemüse und es ist als Tischarrangement gedacht.

Das Jiyuka: Völlig frei gestaltbares Arrangement zu einem bestimmten Thema, bei dem Blumen und Pflanzen natürlich, aber auch stark verändert eingesetzt dürfen. Totholz und nicht-florales Material können verwendet werden und es sind alle Befestigungsarten erlaubt. Von besonderer Bedeutung für ein Jiyuka sind Farbe und Form des Gefäßes, auf die im Arrangement eingegangen werden soll. Als formale Leitlinien ist nur zu beachten, dass das Arrangement Farbe, Masse und Linie aufweist.

Das Shoka shimputai: Eingeführt 1977 von Sen’ei Ikenobo. Es ist eine moderne, freie Paraphrase des Shoka, das sehr sparsam und aus drei Materialien arrangiert wird. Zwar stehen auch hier die Füße direkt hintereinander, aber weitere Shoka-Regeln werden zugunsten eine subjektiven Harmonie aufgeweicht. (So darf z. B. holziges Material vor krautigem Material stehen, wenn der Gesamteindruck stimmig ist.) Die Hauptlinien werden als Shu, Yo und Ashirai bezeichnet, wobei Shu und Yo in einem Gegensatz zueinander stehen und Ashirai den noch fehlenden Aspekt beisteuert.

Das Rikka shimputai: Eingeführt 1999 von Sen’ei Ikenobo, um „Harmonie in Schönheit für zeitgenössische Wohnumgebungen zu schaffen“. Es ist eine moderne Variante des Rikka, wobei andere Größenverhältnisse, Materialkombinationen und Gefäße zulässig sind. Zwar wird es mit dem Wissen um das traditionelle Rikka arrangiert, aber diese werden – wie die Shokaregeln beim Shoka shimputai – aufgeweicht und paraphrasiert. Die Einsteckpunkte im Kenzan bilden wie im Rikka ein Bündel, aber alle Abgänge befinden sich in etwa auf gleicher Höhe. Bezüglich anderer Konstruktionsprinzipien wie Richtung oder Länge der Linien, Pflanzenmaterial oder Farbkombinationen gibt es keine Vorgaben. Ein Rikka shimputai soll immer den Eindruck von Klarheit und Einzigartigkeit hinterlassen.